Vom Engel zum Teufel
Wie Satan vom himmlischen Anzeiger zum stelzfussartigen Wanderer wurde und warum der Pakt mit dem Teufel selten gut ausgeht. Ein kurzer Rückblick auf den Aufstieg des Teufels in der Volkssage.
Unter dem Wort «Satan» verstand man ursprünglich in der hebräischen Bibel nicht ein bestimmtes Wesen, sondern eine Funktion. So war Satan ein Mitglied des himmlischen Hofstaates, der Sünder vor dem himmlischen Gericht anzeigte. Erst in späterer Zeit wurden Dämonen mit der Satansvorstellung vermischt, und die Idee der Verführung der Menschheit durch Satan in verschiedenen Gestalten verfestigte sich. So wurde er immer mehr zu einem Prototyp des Bösen.
In den ersten Jahrhunderten des Christentums, als die Kirche zur meinungsbildenden Macht aufstieg, bekam der Teufel sein eigenes finsteres Reich zugesprochen, aus welchem er schalten und wirken konnte. Nach christlichem Verständnis wird Satan häufig als Eigenname verwendet und mit dem Teufel identifiziert. Dieser gilt als ein bestimmter Engel, der eigenwillig gegen Gott rebellierte und als gefallener Engel aus dem Himmel verstossen wurde. Entsprechend entwickelte die Priesterschaft Schutzmittel gegenüber dem Bösen und gab dem Übel der Welt eine einfach zu diskutierende Begründung. Der Teufel wurde zum Versucher der Menschheit erklärt, indem er «einflüstert» und die Schwäche des Einzelnen ausnützt. Derjenige, der dem Einflüsterer zustimmt und entsprechend handelt, wird so zum Sünder.
Von der kirchlichen Figur des Teufels zu unterscheiden, ist seine Funktion und Gestalt im Volksaberglauben. Heidnischer, antiker Dämonenglaube ist hier seltsam vermischt mit christlichen Vorstellungen. Überlieferungen von antiken Fabelwesen, von Satyrn, Riesen, Erdgeistern und Kobolden übertrug man auf den Teufel. Dieser nimmt dann als Höllenfürst eine wahrnehmbare, bestimmte Gestalt an. In städtischen Regionen tritt er meist als vornehmer, schwarz gekleideter Herr mit Zylinder auf, während er in ländlichen Gegenden grösstenteils als grün gekleideter Mann daherkommt, oft als Jäger mit Federbusch am Hut oder in grünem Frack, oder aber er tritt als als stinkendes Wesen mit geiss- oder pferdehufartigen Füssen auf.
Um dies zu erläutern, muss man zurückgehen zu den Anfängen der Mysterienspiele, als die Kirche noch federführend war in der Ausführung von geistlicher Schauspielkunst. Traditionell wurden diese zu Oster- oder Weihnachtsfeiertagen aufgeführt und die Darsteller waren ausschliesslich geistlich – und ausschliesslich männlich. Es ging um Tugenden und Laster, die auf der Bühne personifiziert wurden. Mit der Zeit wuchsen diese Spiele und wurden durch Laien ergänzt und demnach grösser und opulenter. Diese Öffnung entwickelte die Spiele zu Possen und auch die Geistlichen hatten hier ihren Spass.
Natürlich wurde der Teufel in diesen Possen nicht vergessen, in Frankreich wurde sogar eine eigene Art von Drama entwickelt, die sogenannte «Diablerie», in welcher wenigstens vier Teufel zu spielen hatten. Erscheinen musste der Teufel in möglichst abschreckenden Masken, überzogen mit Tierfellen und fletschenden Zähnen. Von Frankreich kam der Teufel im Spiel nach Deutschland, wo ihm der volkstümliche Humor einerseits den bösen Herrscher zuordnete, ihn andererseits aber auch in eine groteske und lächerliche Figur verwandelte.
So wurde der Teufel in kurzer Zeit zu einem der Protagonisten in Sagen und Volksglauben. Tauschgeschäfte mit dem Teufel sind an der Tagesordnung. Ein Klassiker der moralischen Sage ist, den Teufel zu überlisten. Ein bewährtes Beispiel ist folgendes Szenario: Ein Mann verspricht dem Teufel seine geliebte Frau im Austausch gegen Reichtümer. Nach der abgemachten Zeit kommt der Leibhaftige und möchte sein versprochenes Pfand einlösen. Er bemerkt aber, dass die Frau ihre Gestalt mit der heiligen Jungfrau getauscht hat, und der Teufel muss sich eingestehen, dass er keine Macht über die Gottesmutter hat und der Vertrag nichtig ist. Schlussendlich wird, unter Ermahnung der Gottesmutter, das Paar wieder vereint.
In den ersten Jahrhunderten des Christentums, als die Kirche zur meinungsbildenden Macht aufstieg, bekam der Teufel sein eigenes finsteres Reich zugesprochen, aus welchem er schalten und wirken konnte. Nach christlichem Verständnis wird Satan häufig als Eigenname verwendet und mit dem Teufel identifiziert. Dieser gilt als ein bestimmter Engel, der eigenwillig gegen Gott rebellierte und als gefallener Engel aus dem Himmel verstossen wurde. Entsprechend entwickelte die Priesterschaft Schutzmittel gegenüber dem Bösen und gab dem Übel der Welt eine einfach zu diskutierende Begründung. Der Teufel wurde zum Versucher der Menschheit erklärt, indem er «einflüstert» und die Schwäche des Einzelnen ausnützt. Derjenige, der dem Einflüsterer zustimmt und entsprechend handelt, wird so zum Sünder.
Von der kirchlichen Figur des Teufels zu unterscheiden, ist seine Funktion und Gestalt im Volksaberglauben. Heidnischer, antiker Dämonenglaube ist hier seltsam vermischt mit christlichen Vorstellungen. Überlieferungen von antiken Fabelwesen, von Satyrn, Riesen, Erdgeistern und Kobolden übertrug man auf den Teufel. Dieser nimmt dann als Höllenfürst eine wahrnehmbare, bestimmte Gestalt an. In städtischen Regionen tritt er meist als vornehmer, schwarz gekleideter Herr mit Zylinder auf, während er in ländlichen Gegenden grösstenteils als grün gekleideter Mann daherkommt, oft als Jäger mit Federbusch am Hut oder in grünem Frack, oder aber er tritt als als stinkendes Wesen mit geiss- oder pferdehufartigen Füssen auf.
Um dies zu erläutern, muss man zurückgehen zu den Anfängen der Mysterienspiele, als die Kirche noch federführend war in der Ausführung von geistlicher Schauspielkunst. Traditionell wurden diese zu Oster- oder Weihnachtsfeiertagen aufgeführt und die Darsteller waren ausschliesslich geistlich – und ausschliesslich männlich. Es ging um Tugenden und Laster, die auf der Bühne personifiziert wurden. Mit der Zeit wuchsen diese Spiele und wurden durch Laien ergänzt und demnach grösser und opulenter. Diese Öffnung entwickelte die Spiele zu Possen und auch die Geistlichen hatten hier ihren Spass.
Natürlich wurde der Teufel in diesen Possen nicht vergessen, in Frankreich wurde sogar eine eigene Art von Drama entwickelt, die sogenannte «Diablerie», in welcher wenigstens vier Teufel zu spielen hatten. Erscheinen musste der Teufel in möglichst abschreckenden Masken, überzogen mit Tierfellen und fletschenden Zähnen. Von Frankreich kam der Teufel im Spiel nach Deutschland, wo ihm der volkstümliche Humor einerseits den bösen Herrscher zuordnete, ihn andererseits aber auch in eine groteske und lächerliche Figur verwandelte.
So wurde der Teufel in kurzer Zeit zu einem der Protagonisten in Sagen und Volksglauben. Tauschgeschäfte mit dem Teufel sind an der Tagesordnung. Ein Klassiker der moralischen Sage ist, den Teufel zu überlisten. Ein bewährtes Beispiel ist folgendes Szenario: Ein Mann verspricht dem Teufel seine geliebte Frau im Austausch gegen Reichtümer. Nach der abgemachten Zeit kommt der Leibhaftige und möchte sein versprochenes Pfand einlösen. Er bemerkt aber, dass die Frau ihre Gestalt mit der heiligen Jungfrau getauscht hat, und der Teufel muss sich eingestehen, dass er keine Macht über die Gottesmutter hat und der Vertrag nichtig ist. Schlussendlich wird, unter Ermahnung der Gottesmutter, das Paar wieder vereint.
So wurde der Teufel in kurzer Zeit zu einem der Protagonisten in Sagen und Volksglauben. Tauschgeschäfte mit dem Teufel sind an der Tagesordnung. Ein Klassiker der moralischen Sage ist, den Teufel zu überlisten. Ein bewährtes Beispiel ist folgendes Szenario: Ein Mann verspricht dem Teufel seine geliebte Frau im Austausch gegen Reichtümer. Nach der abgemachten Zeit kommt der Leibhaftige und möchte sein versprochenes Pfand einlösen. Er bemerkt aber, dass die Frau ihre Gestalt mit der heiligen Jungfrau getauscht hat, und der Teufel muss sich eingestehen, dass er keine Macht über die Gottesmutter hat und der Vertrag nichtig ist. Schlussendlich wird, unter Ermahnung der Gottesmutter, das Paar wieder vereint.
Glück bei der Jagd oder besonderes Können werden ebenfalls seit jeher mit dem Teufel verbunden. In Graubünden beispielsweise erzählt man sich von einem Jäger, der jeden Tag Gamswild erlegte. Als ihn einmal ein Freund begleitete, trafen beide auf eine Gams, die fliehen wollte, es aber nicht konnte. Eine riesige Kröte hielt besagte Gams am Bein fest. Der Freund verliess eilig das Geschehen und warf dem Jäger Teufelskunst vor.
Der Teufelspakt in der Jagd hat Tradition und wird auch künstlerisch oft verarbeitet. Das Erlangen von Treffsicherheit durch verfluchte Kugeln, oder einen Pakt mit dem Teufel hat unzählige Motive und Hintergründe. Die bekannteste Sage hierzu erzählt vom Freischützen. Erste Erwähnungen hat der Freischütze in Gerichtsakten bereits im Jahr 1449. Ein sogenannter «Freischütze» giesst verfluchte Kugeln oder erlangt Treffsicherheit aufgrund von Zielen und Schiessen auf Kruzifixe, Marienbilder oder ähnliche religiöse Symbole.
August Apel veröffentlichte 1810 seine Volkssage, die von einem Schreiberling namens Wilhelm erzählt, der nur durch einen erfolgreichen Probeschuss würdig genug sei, die Förstertochter Käthchen zu heiraten. Wilhelm lässt sich vom Teufel in diversen Gestalten dazu verführen, an einer Wegkreuzung 63 Kugeln zu giessen, von denen 3 dem Teufel selbst gehören. Bis zum Probeschuss, mit dem seine Treffsicherheit bewiesen werden sollte, verbraucht er 62 Kugeln, die letzte aber lenkt der Teufel während des Probeschusses um und tötet Käthchen. Wilhelm wird daraufhin wahnsinnig.
Diese Volkssage wurde zur Vorlage von bekannten Werken – unter anderem für Carl Maria Webers Oper Der Freischütz. 1990 nahmen sich der Regisseur Robert Wilson, Musiker Tom Waits und Autor William Seward Burroughs dieser Geschichte an, führten sie wieder näher ans Original von August Apel zurück und entwickelten daraus das Schauspielmusical The Black Rider: The Casting of the Magic Bullets. (Sebastian Juen)
Glück bei der Jagd oder besonderes Können werden ebenfalls seit jeher mit dem Teufel verbunden. In Graubünden beispielsweise erzählt man sich von einem Jäger, der jeden Tag Gamswild erlegte. Als ihn einmal ein Freund begleitete, trafen beide auf eine Gams, die fliehen wollte, es aber nicht konnte. Eine riesige Kröte hielt besagte Gams am Bein fest. Der Freund verliess eilig das Geschehen und warf dem Jäger Teufelskunst vor.
Der Teufelspakt in der Jagd hat Tradition und wird auch künstlerisch oft verarbeitet. Das Erlangen von Treffsicherheit durch verfluchte Kugeln, oder einen Pakt mit dem Teufel hat unzählige Motive und Hintergründe. Die bekannteste Sage hierzu erzählt vom Freischützen. Erste Erwähnungen hat der Freischütze in Gerichtsakten bereits im Jahr 1449. Ein sogenannter «Freischütze» giesst verfluchte Kugeln oder erlangt Treffsicherheit aufgrund von Zielen und Schiessen auf Kruzifixe, Marienbilder oder ähnliche religiöse Symbole.
August Apel veröffentlichte 1810 seine Volkssage, die von einem Schreiberling namens Wilhelm erzählt, der nur durch einen erfolgreichen Probeschuss würdig genug sei, die Förstertochter Käthchen zu heiraten. Wilhelm lässt sich vom Teufel in diversen Gestalten dazu verführen, an einer Wegkreuzung 63 Kugeln zu giessen, von denen 3 dem Teufel selbst gehören. Bis zum Probeschuss, mit dem seine Treffsicherheit bewiesen werden sollte, verbraucht er 62 Kugeln, die letzte aber lenkt der Teufel während des Probeschusses um und tötet Käthchen. Wilhelm wird daraufhin wahnsinnig.
Diese Volkssage wurde zur Vorlage von bekannten Werken – unter anderem für Carl Maria Webers Oper Der Freischütz. 1990 nahmen sich der Regisseur Robert Wilson, Musiker Tom Waits und Autor William Seward Burroughs dieser Geschichte an, führten sie wieder näher ans Original von August Apel zurück und entwickelten daraus das Schauspielmusical The Black Rider: The Casting of the Magic Bullets. (Sebastian Juen)