«Theater kann alles!»
© Jos Schmid / Konzert und Theater St.Gallen; Fernando Perez / Verlag Felix Bloch Erben.
Die Schweizer Erstaufführung von Die Legende von Sleepy Hollow ist ein Bühnenspektakel mit viel Musik. Wie es dazu kam: Ein fiktives Gespräch, zusammengestellt aus Zitaten des Autors Philipp Löhle und der Regisseurin Barbara-David Brüesch.
Philipp Löhle: Das Theater kann alles! Und es braucht dafür nicht mal was. Ob kleinste Bühne, Strassentheater, Hobby-Spielclub oder grosses, gut ausgestattetes Haus wie das Konzert und Theater St.Gallen. Es gibt nichts, was man im Theater nicht darstellen kann. 100 Elefanten, die Schlacht um Verdun, eine Reise ins Weltall, in die Zukunft oder zu Jesus, Weltfrieden, Weltenende, you name it! Wir stellen es dar. Was aber nicht heisst, dass Sie genau das sehen, was da steht, was ich, der Autor, hingeschrieben habe!
Barbara-David Brüesch: Löhle ist ein Autor, der selbst viel Theater macht und uns für die Schweizer Erstaufführung seines Stücks grosse Freiheiten gegeben hat. Das ist uns sehr entgegengekommen. Ich habe zusammen mit dem Dramaturgen Martin Bieri eine eigene Fassung mit Musik entwickelt. Die Komponistin und Musikerin Friederike Bernhardt hat neue Songs für uns komponiert und auf Grundlage von Coverversionen Interpretationen von bekannten Songs geschaffen, die wir zum Teil noch umgetextet haben. Dazu kommen musikalische Atmosphären, wie sie zum Horror-Genre passen. Wir haben aus dem Stück eine Horrorshow gemacht, fast schon ein Schauspiel-Musical.
Philipp Löhle: Man darf bloss nicht versuchen, irgendwie realistisch zu werden, dann fängt das Theater an zu verlieren. Der Film kann Realismus, vielleicht muss er sogar Realismus, vielleicht ist das gerade seine Stärke. Alles, was man im Film zeigt, soll so aussehen, als ob es Wirklichkeit wäre. Das ist unheimlich teuer und aufwändig und anstrengend. Aber niemand würde es im Mainstream-Kino akzeptieren, wenn bei Star Wars die Raumschiffe Pastinaken an Bindfäden vor schwarzem Vorhang wären.
Barbara-David Brüesch: In Sleepy Hollow kommen Spuk, Zauberei und illusionistische Tricks vor. Der Text stellt einen da durchaus vor gewisse Herausforderungen, was den Realismus betrifft. Gleichzeitig lässt es die Geschichte zu, dass diese Tricks mit Absicht durchsichtig gezeigt werden. Man weiss nie genau, was und woran die Menschen in Sleepy Hollow eigentlich glauben, oder ob das alles nur Show ist. Unsere Inszenierung ist wie ein Ritt auf einer Geisterbahn: Musik, grosse Bilder, Horror, Komödie und Splatter!
Barbara-David Brüesch: Löhle ist ein Autor, der selbst viel Theater macht und uns für die Schweizer Erstaufführung seines Stücks grosse Freiheiten gegeben hat. Das ist uns sehr entgegengekommen. Ich habe zusammen mit dem Dramaturgen Martin Bieri eine eigene Fassung mit Musik entwickelt. Die Komponistin und Musikerin Friederike Bernhardt hat neue Songs für uns komponiert und auf Grundlage von Coverversionen Interpretationen von bekannten Songs geschaffen, die wir zum Teil noch umgetextet haben. Dazu kommen musikalische Atmosphären, wie sie zum Horror-Genre passen. Wir haben aus dem Stück eine Horrorshow gemacht, fast schon ein Schauspiel-Musical.
Philipp Löhle: Man darf bloss nicht versuchen, irgendwie realistisch zu werden, dann fängt das Theater an zu verlieren. Der Film kann Realismus, vielleicht muss er sogar Realismus, vielleicht ist das gerade seine Stärke. Alles, was man im Film zeigt, soll so aussehen, als ob es Wirklichkeit wäre. Das ist unheimlich teuer und aufwändig und anstrengend. Aber niemand würde es im Mainstream-Kino akzeptieren, wenn bei Star Wars die Raumschiffe Pastinaken an Bindfäden vor schwarzem Vorhang wären.
Barbara-David Brüesch: In Sleepy Hollow kommen Spuk, Zauberei und illusionistische Tricks vor. Der Text stellt einen da durchaus vor gewisse Herausforderungen, was den Realismus betrifft. Gleichzeitig lässt es die Geschichte zu, dass diese Tricks mit Absicht durchsichtig gezeigt werden. Man weiss nie genau, was und woran die Menschen in Sleepy Hollow eigentlich glauben, oder ob das alles nur Show ist. Unsere Inszenierung ist wie ein Ritt auf einer Geisterbahn: Musik, grosse Bilder, Horror, Komödie und Splatter!
Philipp Löhle: Jetzt kann man sich natürlich fragen, wie man das macht, wenn man beim Schreiben schon weiss, dass man etwas verfasst, was einmal von anderen Menschen gesprochen und umgesetzt werden wird. Und ehrlich gesagt, frage ich mich das auch. Ein Roman ist praktisch eine Skulptur. Die wird so lange gefeilt und geschliffen, bis sie den perfektest möglichen Zustand erreicht (stelle ich mir vor, ich habe ja noch keinen geschrieben). Aber Theater? Ein Theaterstück ist eine Phantasiegrundlage.
Barbara-David Brüesch: Unsere Phantasie sagt uns: Die politische Realität gleicht gerade einer Geisterbahn. Wir verstehen Sleepy Hollow als eine Parabel auf die Kopflosigkeit. Die Menschen in Sleepy Hollow stellen sich dumm. Wer zu viel denkt, verliert den Kopf, weil der Reiter ohne Kopf, der im Dorf sein Unwesen treibt, einen neuen haben will. Das heisst: Denken ist gefährlich.
Philipp Löhle: Ich schreibe also einen Text und weiss ganz genau, irgendjemand, im besten Falle auch noch einer oder eine, die sich damit auskennt, werden diesen Text an ihre, also deren, Bedürfnisse anpassen und perfektionieren. Irgendjemand wird sich darum kümmern – und zwar aus eigenem Interesse! –, dass ihr Text noch besser wird. Das ist doch fantastisch. Das heisst, sie können ausprobieren, rumspielen, experimentieren, und zwar weil es ein Theatertext ist, weil er erst noch durch eine Maschine geht, durch ein Vergrösserungsglas, durch ganz viele kluge Köpfe und Gehirne. Jubel! Sie sind frei und können machen, was sie wollen. Wo gibt’s denn so was bitte schön!?
Barbara-David Brüesch: Die Story von Sleepy Hollow ist 200 Jahre alt. Das Stück von Philipp Löhle ist aktuell. Die Parallelen zu unserer Gegenwart sind wirklich deutlich. Deshalb hat uns der Stoff so interessiert: Weil wir auf einer sehr lustvollen Vorlage Theater machen können, das viel über das Heute aussagt.
Ausschnitte aus: Philipp Löhle: Wahr ist, was war/ist. Monolog für einen Autor. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik und Stückabdruck Firnis. Alexander Verlag Berlin, 2025, S. 12f.
Und: Programmheft zu Sleepy Hollow.
Barbara-David Brüesch: Unsere Phantasie sagt uns: Die politische Realität gleicht gerade einer Geisterbahn. Wir verstehen Sleepy Hollow als eine Parabel auf die Kopflosigkeit. Die Menschen in Sleepy Hollow stellen sich dumm. Wer zu viel denkt, verliert den Kopf, weil der Reiter ohne Kopf, der im Dorf sein Unwesen treibt, einen neuen haben will. Das heisst: Denken ist gefährlich.
Philipp Löhle: Ich schreibe also einen Text und weiss ganz genau, irgendjemand, im besten Falle auch noch einer oder eine, die sich damit auskennt, werden diesen Text an ihre, also deren, Bedürfnisse anpassen und perfektionieren. Irgendjemand wird sich darum kümmern – und zwar aus eigenem Interesse! –, dass ihr Text noch besser wird. Das ist doch fantastisch. Das heisst, sie können ausprobieren, rumspielen, experimentieren, und zwar weil es ein Theatertext ist, weil er erst noch durch eine Maschine geht, durch ein Vergrösserungsglas, durch ganz viele kluge Köpfe und Gehirne. Jubel! Sie sind frei und können machen, was sie wollen. Wo gibt’s denn so was bitte schön!?
Barbara-David Brüesch: Die Story von Sleepy Hollow ist 200 Jahre alt. Das Stück von Philipp Löhle ist aktuell. Die Parallelen zu unserer Gegenwart sind wirklich deutlich. Deshalb hat uns der Stoff so interessiert: Weil wir auf einer sehr lustvollen Vorlage Theater machen können, das viel über das Heute aussagt.
Ausschnitte aus: Philipp Löhle: Wahr ist, was war/ist. Monolog für einen Autor. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik und Stückabdruck Firnis. Alexander Verlag Berlin, 2025, S. 12f.
Und: Programmheft zu Sleepy Hollow.