Nach dem Applaus
© Gregory Batardon
Eine Choreografin, ein Choreograf, drei Schweizer Städte, ein gemeinsames Kapitel im Rahmen von Swiss Mix – ein Blick darauf, was nach der Premiere kommt.
Während hier in St. Gallen der Tanzabend Swiss Mix weiterhin über die Bühne geht und die Tänzer:innen ihr Bestes für das Publikum geben, sind seine beiden Choreograf:innen längst wieder in ihren jeweiligen Alltagen angekommen – Rachelle Anaïs Scott in Basel, Kiyan Khoshoie in Genf. Ihre Stücke leben hier weiter, während sie selbst bereits an neuen Projekten arbeiten, neue Räume betreten, neue Fragen stellen. Wir haben beide gefragt, wie ihr künstlerischer Alltag heute aussieht – und was der Blick mit etwas zeitlichem und geografischem Abstand auf die Stücke aus Swiss Mix in ihnen bewegt.
Für Rachelle Anaïs Scott, die Choreografin von Vanishing Point, bedeutet es vor allem, sich wieder zwei Hüte aufzusetzen: neben dem der aufstrebenden Choreografin auch jenen der Vollzeit-Tänzerin am Theater Basel, eingebettet in den Rhythmus des Kompanie-Alltags. Ihre Tage wechseln fliessend zwischen diesen Rollen und Aufgaben hin und her – eine Koexistenz, die sowohl anspruchsvoll als auch zutiefst bereichernd ist.
Als Tänzerin im Studio schätzt sie es sehr, dass sie sich ganz auf ihren eigenen Körper konzentrieren kann – auf die erdende Kraft täglicher Bewegung, das Ritual der konsequenten Weiterentwicklung eines Handwerks. Der Beitrag, den man zu einer grösseren Vision leistet, der Austausch mit dem Publikum, die Elektrizität des Live-Moments – all das wird für sie immer etwas ganz Besonderes sein.
Für Rachelle Anaïs Scott, die Choreografin von Vanishing Point, bedeutet es vor allem, sich wieder zwei Hüte aufzusetzen: neben dem der aufstrebenden Choreografin auch jenen der Vollzeit-Tänzerin am Theater Basel, eingebettet in den Rhythmus des Kompanie-Alltags. Ihre Tage wechseln fliessend zwischen diesen Rollen und Aufgaben hin und her – eine Koexistenz, die sowohl anspruchsvoll als auch zutiefst bereichernd ist.
Als Tänzerin im Studio schätzt sie es sehr, dass sie sich ganz auf ihren eigenen Körper konzentrieren kann – auf die erdende Kraft täglicher Bewegung, das Ritual der konsequenten Weiterentwicklung eines Handwerks. Der Beitrag, den man zu einer grösseren Vision leistet, der Austausch mit dem Publikum, die Elektrizität des Live-Moments – all das wird für sie immer etwas ganz Besonderes sein.

© Rubén Darío Bañol Herrera
Die Rolle der Choreografin hingegen eröffnet eine andere Perspektive: eine, die über den eigenen Körper hinausreicht – hinein in den kollektiven Körper des Raums. Man ist ständig im Dialog mit der unsichtbaren Architektur einer Produktion – mit Techniker:innen, Lichtdesigner:innen, Kostümbildner:innen und all den vielen Händen, die ein Werk zusammenhalten.
Beim Arbeiten als Tänzerin ist es manchmal leichter, danach abzuschalten; beim Kreieren hört die Arbeit nicht an der Studiotür auf. Der Geist webt auch zu Hause weiter – Ideen, Inspirationen, Fragen. Vor allem das Alltägliche nährt diesen Prozess: Menschen beobachten, lesen, in Filmen verweilen oder einfach mit offenen Augen durch die Welt gehen – all das wird zu Material.
Dieses konstante Weiterweben und das gleichzeitige Halten vieler Fäden kennt auch Kiyan Khoshoie. Der Choreograf von Time of my life knüpfte in Genf direkt wieder an mehrere Projekte an. Er gab einen Workshop für die Studierenden des Ballet Junior, bereitete seine nächste Produktion Body Electric vor, die im Januar 26 mit fünf Schauspieler:innen Premiere feiern wird, und startete gleichzeitig seine dreijährige Residenz als assoziierter Künstler an der Usine à Gaz in Nyon.
Beim Arbeiten als Tänzerin ist es manchmal leichter, danach abzuschalten; beim Kreieren hört die Arbeit nicht an der Studiotür auf. Der Geist webt auch zu Hause weiter – Ideen, Inspirationen, Fragen. Vor allem das Alltägliche nährt diesen Prozess: Menschen beobachten, lesen, in Filmen verweilen oder einfach mit offenen Augen durch die Welt gehen – all das wird zu Material.
Dieses konstante Weiterweben und das gleichzeitige Halten vieler Fäden kennt auch Kiyan Khoshoie. Der Choreograf von Time of my life knüpfte in Genf direkt wieder an mehrere Projekte an. Er gab einen Workshop für die Studierenden des Ballet Junior, bereitete seine nächste Produktion Body Electric vor, die im Januar 26 mit fünf Schauspieler:innen Premiere feiern wird, und startete gleichzeitig seine dreijährige Residenz als assoziierter Künstler an der Usine à Gaz in Nyon.

© Rachelle Anaïs Scott
Für Body Electric schliesst er gerade die Besetzung ab und lernt die Mitwirkenden kennen – er befindet sich also mitten in der so wichtigen Vorarbeit eines Projekts, dessen Probenprozess erst im Juni nächsten Jahres beginnen wird. Dank grosszügiger Unterstützung des Kantons der Romandie ermöglicht das Projekt einen langen Arbeitsprozess von zehn Wochen. Solche längerfristigen Prozesse sind ein unglaublich wichtiges Juwel in der freien Arbeit – sie erlauben, konzentrierter und nachhaltiger an Konzepten zu arbeiten und vor allem in Kollaborationen zu investieren.
Selbst im institutionellen Rahmen beträgt der Probenumfang für eine Produktion oft nur sechs Wochen, bis ein ganzes Stück auf der Bühne stehen muss. Zeit, Ressourcen und Raum, um zusammenzukommen, sind daher oft die wichtigsten Komponenten im kreativen Schaffensprozess.
Mit beiden Füssen schon wieder im Nächsten zu stehen und mehrere Bälle zu jonglieren, lässt wenig Raum zum Zurückblicken. Doch die Dankbarkeit bleibt – für das, was gemeinsam geschaffen wurde. Ein Werk ist nicht nur ein abgeschlossenes Produkt, sondern vor allem ein kuratiertes Erlebnis für das Publikum – eines, das Aufmerksamkeit lenkt und in viele Erinnerungswelten eintritt. Es bleibt ein ständiger Lernprozess: Wie können wir euch einladen? Wie öffnet man ein Gefühl, einen Ton, eine Geschichte, die dann ebenso sehr dem Publikum gehört wie den Choreograf:innen – und dort weiterlebt, über die Aufführung hinaus.
Selbst im institutionellen Rahmen beträgt der Probenumfang für eine Produktion oft nur sechs Wochen, bis ein ganzes Stück auf der Bühne stehen muss. Zeit, Ressourcen und Raum, um zusammenzukommen, sind daher oft die wichtigsten Komponenten im kreativen Schaffensprozess.
Mit beiden Füssen schon wieder im Nächsten zu stehen und mehrere Bälle zu jonglieren, lässt wenig Raum zum Zurückblicken. Doch die Dankbarkeit bleibt – für das, was gemeinsam geschaffen wurde. Ein Werk ist nicht nur ein abgeschlossenes Produkt, sondern vor allem ein kuratiertes Erlebnis für das Publikum – eines, das Aufmerksamkeit lenkt und in viele Erinnerungswelten eintritt. Es bleibt ein ständiger Lernprozess: Wie können wir euch einladen? Wie öffnet man ein Gefühl, einen Ton, eine Geschichte, die dann ebenso sehr dem Publikum gehört wie den Choreograf:innen – und dort weiterlebt, über die Aufführung hinaus.

© nicha.image