"Eine Frau zu sehen, nur eine Sekunde lang, und im selben Augenblick zu fühlen, dass auch sie mich gesehen hat, dass ihre Augen fragend an mir hängen, als müssten wir uns begegnen auf der Schwelle des Fremden, dieser dunkeln und schwermütigen Grenze des Bewusstseins…" (Annemarie Schwarzenbach)

2008 erschien der von Annemarie Schwarzenbach bereits 1929 verfasste Text Eine Frau zu sehen – ein Text über den Moment, in dem sie sich zum ersten Mal in eine Frau verliebt. Ein Text voller Begehren und eine Sehn-Suche nach der eigenen Identität. Eine Suche, die uns auch heutzutage, fast 100 Jahre später noch beschäftigt, in einer Welt, in der Queerness zwar mittlerweile kein Delikt mehr ist, aber dennoch nicht ins gesellschaftliche Narrativ passt. Ausgehend von Schwarzenbachs Text widmen wir uns innerhalb einer szenischen Lesung dem Moment des Sich-Verliebens aus heutiger queerer Perspektive.