Die Ärztin

Die Ärztin

Schauspiel von Robert Icke

Dr. Ruth Wolff ist angesehene Ärztin und Leiterin einer Privatklinik. Nach einer versuchten Abtreibung landet die 14-jährige Emily mit einer schweren Sepsis auf ihrer Station. Die Ärztin kann nichts mehr für Emily tun, lässt ihre Patientin darüber aber im Dunkeln. Als ein katholischer Pfarrer Emily im Auftrag ihrer Eltern die letzte Ölung geben will, verwehrt ihm Ruth den Zutritt. Das Mädchen soll friedlich sterben. Dazu muss die Ärztin ihre Patientin vor der Wahrheit schützen. Also setzt Ruth den Pfarrer vor die Tür. Eine Aktion, die betriebsintern Wellen schlägt und einen medialen Shitstorm auslöst. Der Priester fühlt sich von der jüdischen Ärztin aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert. Ruth wird Rassismus vorgeworfen. Gleichzeitig sieht sich Ruth antisemitischen und frauenfeindlichen Angriffen ausgesetzt. Plötzlich steht nicht nur ihre private Zukunft, sondern auch die der Klinik auf dem Spiel.
Robert Ickes Bearbeitung von Arthur Schnitzlers Professor Bernhardi treibt die im Original angelegten identitätspolitischen Konflikte auf die Spitze. Seine Figuren führen uns vor Augen, wie schwierig es ist, sich weiter gegenseitig zuzuhören, wenn die Geschichte mit ohrenbetäubendem Lärm über einen hereinbricht. «Die Ärztin ist wie eine Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet», schrieb The Times über die Uraufführung in London.

Dauer: 2 Stunden 30 Minuten (eine Pause)
Tickets: CHF 20-80
Sehr frei nach Professor Bernhardi von Arthur Schnitzler
Übersetzung von Christina Schlögl
Schweizer Erstaufführung
Hinweis: Einsatz von Stroboskoplicht

Video

Mitwirkende

Leitung
Kostüm: Sabin Fleck
Dramaturgie: Laura Friedrich
Regieassistenz/Abendspielleitung: Marlon Tarnow
Inspizienz: Patricia Hodell
Diversitätsbeauftragte: Mandy Abou Shoak
Regiehospitanz: Cyprian Kamil Ogorek
Besetzung
Ruth Wolff: Diana Dengler
Rebecca Roberts/1: Manuel Herwig
Michael Copley/Moderator: Tabea Buser
Roger Hardiman/2: Anja Tobler
Paul Murphy/3: Julius Schröder
Brian Cyprian/4: Téné Ouelgo
Pfarrer/Vater: Nils Torpus
Jemima Flint: Maya Alban-Zapata

Pressestimmen

Radio SRF 2 Kultur
«Die neue St. Galler Schauspielchefin Barbara-David Brüesch inszeniert das reichbefrachtete Stück mit klaren Linien (…). Sie lotst uns geschickt durch den Dschungel von Konflikten, von denen Icke keinen auslässt. (…) Neu ist die Prägnanz, mit der in St. Gallen Diversität auf der Bühne ihre Repräsentation findet. (…) In diesem Bereich spielt sich das Haus in die erste Linie der Schweizer Bühnen.»
St.Galler Tagblatt
«Barbara-David Brüesch inszeniert das Stück des britischen Theaterstars Robert Icke seinen Anweisungen getreu. Diana Dengler in der Titelrolle setzt schauspielerische Klasse dagegen. Sie beginnt burschikos, nicht frei von Arroganz und Geringschätzung für alle, die ihren Job weniger ernst nehmen als Ruth Wolff; von Szene zu Szene wird sie schutzloser, sensibler, brüchiger. Man hat ihr mehr als zwei Stunden lang dabei zugesehen, nicht ohne Mitgefühl – und mit angehaltenem Atem.»
Saiten
«Das Theater St.Gallen zeigt die Schweizer Erstaufführung – mit beklemmenden Bezügen zum jüngst aufflammenden Antisemitismus. (...) Diana Dengler absolviert als Ärztin Dr. Ruth Wolff auf der grossen Bühne des Theaters St.Gallen eine grandiose schauspielerische Parforceleistung. Zwei Stunden lang behauptet sie sich im verbalen Bombenhagel, trägt das Stück und packt das Publikum.»
ensuite – Zeitschrift zu Kultur & Kunst
«Es wird scharf argumentiert und einander ins Wort gefallen. Für Schwung sorgen die drei Drehbühnen und die verschiebbaren Wände mit ihren vielen Türen, die sich bei Szenenwechseln in Bewegung setzen und das Verwirrspiel ankurbeln. (...) ‹Die Ärztin› am Theater St. Gallen ist ein thematisch hochaktueller Abend, der unterhaltsam ist, einen aber auch nachdenklich stimmt.»